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„Grand Finale“ von Hofesh Shechter
Foto: Rahi Rezvani

Auf dem Hügel wird es eng

05. April 2019

Die Ruhrfestspiele 2019 in Recklinghausen – Prolog 04/19

Wer dabei sein will, muss sich sputen: die ersten Entnervten waren bei den letzten Theaterpremieren im Ruhrgebiet bereits zu hören. Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen machen immer Furore, selbst wenn die Kohle jetzt im Stollen stecken bleibt. Das ist im Fußball ja schon lange so. Auch wenn es das älteste und auch eines der renommiertesten Theaterfestivals Europas ist, immer gilt: Alles neu macht der Mai und niemand ist schuld, wenn die Karten knapp werden. Das könnte beispielsweise bei Peter Brooks Inszenierung von „The Prisoner“ passieren. Auch da geht es um Schuld und Sühne, und das jenseits aller religiösen Fragen. Auffallend viel Tanz ist unter der ersten Intendanz von Olaf Kröck auf dem grünen Hügel zu sehen. Der gefeierte israelischeChoreograf Hofesh Shechter präsentiert seine Arbeit „Grand Finale“ und die wird wieder die Bühne leer und die Köpfe stürmisch ausfegen. 100 Minuten lang zelebriert er dabei den letzten großen Moment einer klassischen Ballettaufführung und genau in diesem Moment soll sich bei Shechter auch der letzte Weg einer Gesellschaft in ihr Ende kumulieren.

Das gesamte Programm über sechs Wochen ist riesig: 90 Produktionen generieren in der kurzen Zeit 210 Veranstaltungen – auch mit Literatur, Musikabenden, dem Zirkus und einigen Kabarett-Highlights. Deutschlandpremiere hat in Recklinghausen Ivo van Hoves Amsterdamer Inszenierung des Missbrauchs-Stücks „Ein wenig Leben“ nachdem gleichnamigen, preisgekrönten Roman der US-Amerikanerin Hanya Yanagihara. Das ist eine erschütternde, aber auch unwirklich schöne Geschichte, deren Brachialität kaum zu ertragen ist und deren Bühnenadaption zu den absoluten Höhepunkten in diesem Jahr zählen wird. Als Ausgleich könnte man einen der ungewöhnlichen Zirkusabende besuchen, die – so Intendant Kröck – ganz neue Wege gehen. In „Raven“ denken die junge Artistinnen von „still hungry“ beispielsweise darüber nach, was es heißt, Zirkuskünstlerin und Mutter zu sein. Basierend auf ihren eigenen Erfahrungen loten die Performerinnen des Berliner Kollektivs artistisch den deutschen Begriff der „Rabenmutter“ aus, der seit Jahrhunderten negativ konnotiert ist und deshalb neu diskutiert werden muss. Also ran an die letzten Karten.

Ruhrfestspiele 2019 | 1.5. - 9.6. | Ruhrfestspielhaus Recklinghausen | www.ruhrfestspiele.de

PETER ORTMANN

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