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Foto: Danny Willems

Torpedo entschärfen

19. Dezember 2013

Die Tanzgastspiele in Köln brauchen Hanna Koller – Tanz in NRW 01/14

Vor der Sommerpause 2013 trat der Kulturausschuss der Stadt Köln zusammen und man war sich parteiübergreifend einig, dass die Tanzgastspiele an Oper und Schauspiel großartige Bühnenereignisse darstellen und das Verdienst ihrer Kuratorin Hanna Koller – die für bescheidenes Geld weltweit renommierte Kompanien an den Rhein locken konnte – nicht hoch genug einzuschätzen ist. In der ersten Sitzung nach der Sommerpause wird dann verkündet, dass der Vertrag mit Hanna Koller von Oper und Schauspiel nicht verlängert wird.

Mit der Verlängerung des 15 Jahre währenden Vertrags, wäre Hanna Koller unkündbar geworden. Und es steht die Überlegung im Raum, dass die Tanzgastspiele möglicherweise über das Jahr 2014 hinaus gar nicht mehr finanziert werden, so dass dieser Aufgabenbereich vielleicht komplett entfallen würde. So ganz von der Hand zu weisen, ist diese Vermutung nicht. Denn obwohl die Tanzgastspiele bei der Publikumsbefragung einen Spitzenwert der Beliebtheit erhielten, unterlagen sie harschen Kürzungen und sollten noch vor einem halben Jahr komplett gestrichen werden. Als die Tanzszene daraufhin erstmals in ihrer Geschichte geschlossen auf die Barrikaden stieg, machte der Rat einen Rückzieher.

Offenbar ist die Bedeutung der Tanzgastspiele mit dieser Aktion in das Bewusstsein der Politik vorgedrungen. Der Kulturausschuss gab über alle Parteigrenzen hinweg zu verstehen, dass die Gastspielreihe erwünscht ist. Immerhin stellt sie den letzten Rest einer ehemals großartigen Tradition im Tanzbereich dar. Ein eigenes Ensemble will man sich an den Bühnen nicht mehr leisten, so eröffnen die von Hanna Koller kuratierten Gastspiele mit jedem Ensemble, das sie in die Stadt locken konnte, ein Fenster zur Internationalen Szene.

Tatsächlich geht es bei der Frage, ob die Kuratorin nun an den Bühnen bleiben kann oder nicht, keineswegs nur um eine interne Personalentscheidung. Der Verzicht auf Hanna Koller stellt auch einen Torpedo dar, der gegen eine der interessantesten Veranstaltungsreihen in der Domstadt gerichtet ist. Viele Strömungen des Kulturlebens treffen hier zusammen. Die Gastspiele sind nicht alleine stets ausverkauft, in ihnen finden sich auch die Generationen zusammen. Nirgendwo in der Stadt sieht man ein derartig altersgemischtes Publikum. Aus dem Umland bis über die Landesgrenzen hinaus strömen die Besucher zu diesen Vorstellungen, die derartig gefeiert werden, dass man schon fast eine Garantie auf jene Gänsehaut abschließen darf, die sich einstellt, wenn wieder einmal eine Standing Ovation in der Oper abgeht.

Von Hanna Koller ist die Reihe aufgebaut worden und durch ihre Auswahl hat sie ein Renommée erhalten, von dem auch die Tanzszene in der Stadt profitiert. Dass ein Star-Choreograph wie Wim Vandekeybus Jahr um Jahr Koproduktionen mit den hiesigen Bühnen realisiert und im April seine neue Arbeit „What the Body does not remember“ in Köln zeigt, hat zum Ruhme des Schauspiels beigetragen, das in den letzten Jahren an der Spitze Deutschlands stand. Das heißt etwas. Man muss sich nur daran erinnern, dass in Deutschland so viel Menschen ins Theater wie zu den Spielen der Fußballbundesliga gehen. Oper und Rat sollten noch einmal die Köpfe zusammen stecken und nicht vergessen, dass man manchmal auch mit einer überarbeiteten Entscheidung punkten kann.

Thomas Linden

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