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Louise Lecavallier in „So Blue“
Foto: André Cornellier

Prima Ballerinas!

29. November 2012

Erste TänzerInnen bestimmen das Renommee eines Balletts – Tanz in NRW 12/12

Sie sind der Mythos vergangener Zeiten, die großen Primadonnen, die Königinnen der Koloratur, die Stimmwunder der Oper. Maria Callas ist nicht nur dem Musikkenner ein Begriff. Doch kennt man auch die Primaballerinas, die auf Spitze tanzen, als würden sie schweben? Oder gar die Primaballerinos, die so schnell Pirouetten drehen, dass die Konturen ihres Körpers zerfließen? Selbst Ballettliebhaber kennen kaum noch eine Marie Taglioni oder Margot Fonteyn. Aktuell sollte man sich ohnehin mehr an den noch tanzenden Primaballerinas begeistern, etwa an Marlúcia do Amaral, deren virtuose Technik gerade beim Düsseldorfer Ballett am Rhein in b.13 zu bewundern ist. Prima, Erste, ist auch Barbora Kohoutková, die beim Aalto Ballett Theater in Essen im „Sommernachtstraum“ eine grandios wandelbare Titania tanzt. Beim männlichen Part, dem Primaballerino, sieht es erstaunlicherweise besser aus. Ein Nijinsky oder Rudolf Nurejew ist fast allen Tanzinteressierten geläufig, manchen sogar ein Rasta Thomas. Gerade mal ein Wortspiel war es dem Focus-Magazin 2002 bei der Fußball-WM wert, als es den Titel des Primaballerino keck für den Stürmerstar Raúl okkupierte. Nun, manchmal tanzen Fußballer auch mehr um den Ball, als ihn zu spielen.

Heute spricht man eher von virtuosen Tänzerinnen und Tänzern. Ihre Titel sind demokratisiert und lauten jetzt Erste Solistin, Erster Tänzer, was französisch als Premier danseur étoilesicher besser klingt. Doch auch mit diesen schlichten Titeln stehen sie den Größen des Balletts aus dem 19. Jahrhundert in nichts nach. Eine der bekanntesten ist sicher Sylvie Guillem, die nach ihrer ersten Karriere beim Ballet de l’Opéra de Paris eine zweite als freischaffende Tänzerin und Choreografin startete und so den Ruhm der Spitze in die freie Szene mitnahm. Legendär sind vor allem die vom schwedischen Choreografen Mats Ek für sie und Russell Maliphant bzw. Niklas Ek choreografierten Soli und Duette.

Eine ähnliche Ausnahmetänzerin ist auch Louise Lecavalier, die als Ikone des (kanadischen) zeitgenössischen Tanzes bezeichnet wird. Von Anfang der 80er Jahre an war sie für zwei Jahrzehnte Édouard Locks Muse. Seine Choreografien für sie und ihr hochenergetischer Tanz machten den Erfolg der kanadischen Kulttruppe La La La Human Steps aus. Dann nahm auch sie den Ruhm mit in eine eigene Karriere. Mit einer Weltpremiere kommt sie im Dezember ins Tanzhaus NRW in Düsseldorf. Zum markigen Elektro-Beat von Mercan Dede reklamiert sie in „So Blue“, gemeinsam choreografiert mit Benoît Lachambre, die vollständige Bewegungsfreiheit des tanzenden Körpers auf einer nackten Bühne von High Speed bis zum Stillstand. Ihr solistischer Part wird später erweitert zum Duett mit dem Tänzer Frédéric Tavernini. Ein „prima“ Highlight des Tanzes.

Vorstellungen Tanzhaus NRW: 7./8.12.

www.tanzhaus-nrw.de
| www.ballettamrhein.de | www.aalto-ballett-theater.de

Klaus Keil

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