Es ist Samstagabend und wie alle anderen in der vollbesetzten Kuppel warte ich gespannt darauf, dass es losgeht. Im Planetarium findet heute der zweite Abend des DIVE-Festivals statt, bei dem in einer Kooperation des Schauspielhauses und des Planetariums vier Tage lang Kunst in vielfältiger Form unter dem Motto „Immersion“ gezeigt wird. Im Planetarium tauche ich sonst gerne in die Geheimnisse des Kosmos ein und bin daher gespannt, wie sich die besondere Gestalt einer Kuppel anderweitig künstlerisch nutzen lässt. Besonders beeindruckt mich das selbstgebaute Instrument, welches äußerlich an eine Harfe erinnert und durch an die Kuppel projizierte Armbewegungen, die über Sensoren aufgenommen werden, gespielt wird. Viele der Klänge des „Chordeographen“ sind mir fremd, manche erinnern entfernt an eine Sitar. Zusammen erzeugen sie eine angenehm meditative Atmosphäre, für mich vielleicht der immersivste Augenblick des Abends. Als ich später das Planetarium verlasse, bin ich um einige interessante Erfahrungen reicher, so richtig eintauchen konnte ich aber nicht.
Doch das könnte sich in der „Sensefactory“ ändern. Das Neonlicht im Eingangsbereich der Zeche 1 und der nackte, steinerne Gang, durch den man zur Installation gelangt, fühlen sich in ihrer Schlichtheit seltsamerweise an wie eine Vorbereitung auf die Flut an Sinnesreizen, die mich laut Programm erwartet. Die kahlen Wände mit den vergilbten Fliesen halten auch in der Halle mit der Installation den Charakter des verfallenden Industriegebäudes aufrecht, der hier einen interessanten Kontrast erzeugt; aus Lautsprechern tönt in Dauerschleife eine eindringliche Männerstimme, die bildende Künstler*innen dazu aufruft, enger zusammenzuarbeiten, um glanzvolle Bauten zu errichten. Visuelle Untermalung bietet ein in seinem Spiel mit ständig wechselnden Formen und Mustern beinahe hypnotisierender Film. Nachdem die versammelten Besucher*innen auf diese Weise eingegroovt wurden, betreten wir durch ein Loch in einer Wand aus luftgefüllten Gummiquadern den anderen Teil der Installation. Vor uns liegen verschiedene Gänge, die in Sackgassen oder weitere Räume führen und deren Wände aus ebenjenen Bausteinen bestehen. Es gibt einiges zu entdecken: eine Art Gummizelle, in die man hineinkrabbeln kann, Wände, die in wechselnden Farben leuchten, Polster mit verschiedenen Gerüchen. Hier und da geht einer Wand die Luft aus, fällt in sich zusammen und gibt damit neue Wege frei. Ich lege mich auf eins der Polster und lasse mich von dieser fremden kleinen Welt absorbieren, denn das wichtigste beim Thema Immersion ist vermutlich die eigene Bereitschaft, loszulassen.
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