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Entwicklungshelfer Pat Mooney (re.) und seine Übersetzerin
Foto: Ines Maria Eckermann

Wenn Gen-Patente hungrig machen

25. Oktober 2016

Pat Mooney am 24.10. in der GLS Bank zur Fusion von Monsanto und Bayer – Spezial 10/16

Genmais und Großkonzerne locken am Montagabend so viele Besucher wie selten in den Veranstaltungssaal der GLS Bank. Der kanadische Entwicklungshelfer, Technikkritiker und Träger des alternativen Nobelpreises Pat Mooney enttarnt in seinem Vortrag das Monster hinter Monsanto und die Bedrohung hinter Bayer. Eine seiner größten Sorgen ist deren gemeinsame Forschung an gentechnisch verändertem Saatgut. DNA-Sequenzen von einer Spezies zu einer anderen zu übertragen, ist in der EU stark reglementiert. Da die Konzerne allerdings die DNA selbst aus den zugrundeliegenden Basen herstellen, umgehen sie dieses Problem. „Das Leben wird dadurch formbar wie ein Stromkreis, den man beliebig schneiden und verändern kann“, sagt Mooney. „Das ist ein ganz anderer Blick auf Leben.“

Die zusammensynthetisierten Chromosomen sind völlig künstlich, das Produkt der Rechenleistung vieler Computer und einiger schlauer Köpfe. Zufall und Mutation ausgeschlossen. Damit gliedert die Wirtschaft das Leben aus der Evolution aus. Durch die Forschung von Monsanto, Bayer und Co. entsteht eine genetische Parallelwelt. Eine Welt, in der die Landwirtschaft, wie wir sie kennen, sich völlig verändern könnte. Mooney sieht darin eine Gefahr für die Artenvielfalt: „Wenn Sie den Klimawandel überleben wollen, sollten Sie Popcorn mögen.“ Denn die großen Unternehmen investieren nahezu ihre gesamten Forschungsgelder in die Optimierung einer einzigen Pflanze: Mais.

Früher kultivierten Bauern weltweit über 8.000 Arten. Mooney ermutigt in seinem Vortrag auch die Landwirte im Publikum, alte Spezies wiederzuentdecken und so den Reichtum der Natur erneut aufblühen zu lassen. Da natürliche Arten Meister in der Anpassung an Veränderungen sind, können nur sie uns auch während des Klimawandels satt machen, so Mooney. Ob dasselbe auch für die synthetisierten Arten gelten kann, bezweifelt Mooney.

In dieser künstlichen Realität der Lebensmittel, verschieben sich die Marktanteile dramatisch. Nicht mehr die Kleinbauern, sondern große Konzerne kontrollieren das Saatgut der Welt. 1971 waren mehr als 7.000 Unternehmen für Saatgut am Markt. „Viele Sorten und viele Möglichkeiten für die Bauern“, fasst Mooney zusammen. Vor drei Jahren waren es noch sechs Unternehmen, bis heute hat sich ihre Zahl abermals halbiert. Der Wandel sei dramatisch und das Tempo ziehe weiter an. „Das ist eine große Gefahr“, sagt Mooney. Und das nicht nur für die freie Wirtschaft und die Kleinbauern, die kaum Alternativen haben, als sich dem Monopol zu beugen, sondern auch für die Sicherheit unserer Lebensmittel: Von denselben Konzernen werden 71 Prozent der Pestizide vertrieben. Saatgut und Pestizid werden wie ein Baukasten aufeinander abgestimmt.

Optimistisch stimmt Mooney, dass sich in den wachsenden Wirtschaften Asiens und Lateinamerikas Widerstand gegen die Giganten regt: „Aber nicht weil es nette Länder sind, sondern aus ganz selbstsüchtigen Gründen.“ Mooney hält den Egoismus und die Wirtschaftsinteressen der Nationen für die einzige wirksame Waffe gegen derartige Fusionen. Deshalb hofft Mooney darauf, dass sich kleinere Unternehmen und die nationalen Regierungen gegen die Großkonzerne wehren werden. „Dann brauchen die Farmer weder die Pestizide von Bayer noch das Saatgut von Monsanto“, sagt Mooney. So könnten die Kleinbauern für die Arterhaltung und die Vielfalt unserer Lebensmittel arbeiten.

Ines Maria Eckermann

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