„Wir können in Köln viel bewegen“

Glenda Obermuller, Foto: Herby Sachs

„Wir können in Köln viel bewegen“

African Futures-Projektleiterin Glenda Obermuller

choices: Frau Obermuller, welche Aufgaben übernehmen Sie im Rahmen der African Futures Cologne 2023?

Ich bin von der Stadt beauftragt, eine breite Partizipation der verschiedenen Communities sicherzustellen. Darüber hinaus bringe ich mein Engagement als Aktivistin ein.

Zur Person:
Glenda Obermuller

ist Pädagogin und Projektleiterin. Die Kölnerin wuchs in Guyana auf und kam im Alter von 24 Jahren nach Deutschland. Sie ist Mitgründerin der afro-diasporischen Selbstorganisation Sonnenblumen Community Development Group e.V. und verschiedener Netzwerke, etwa N-Wort Stoppen oder Black Sisterhood NRW. Foto: Herby Sachs

Wie sieht das aus?

Ich konnte Programmvorschläge einbringen. Darunter fallen ein Kinder-Empowerment-Programm von der Theodor Wonja Michael Bibliothek, ein Beitrag des Gremiums zur Aufarbeitung des Kolonialismus in Köln sowie eine Veranstaltung zu Community-Organizing und Aktivismus mit Natasha A. Kelly. Zudem sorge ich dafür, dass möglichst viele Aufträge, beispielsweise für Catering oder Öffentlichkeitsarbeit, an Menschen aus den Communities vergeben werden.

Wie sehen Sie die Entwicklung der afrikanischen Community in Köln?

DIE afrikanische Community gibt es nicht. Wir sind in verschiedenen Gruppen und Vereinen organisiert, haben durchaus unterschiedliche Interessen und oft genug auch unterschiedliche Meinungen. Was wir gemeinsam haben, ist eine Erfahrung von Rassismus und Diskriminierung. Wenn wir unsere Perspektiven gegenseitig gelten lassen, wenn wir einander den Respekt und die Solidarität entgegenbringen, die wir uns von anderen wünschen, dann können wir in Köln viel bewegen. Es gibt zwar immer noch viel Ignoranz und Intoleranz, aber auch viel Einsicht und Solidarität. Es tut sich ja auch was, etwa bei der Restitution der Benin-Bronzen oder bei der Reflexion über die Rolle ethnologischer Museen.

Auf der Homepage zum Programm sprechen die Veranstalter:innen von „multiperspektivischen Annäherungen“. Das klingt theoretisch und angstbesetzt. Warum müssen wir uns zögerlich annähern?

Weil wir unterschiedliche Erfahrungen haben und uns in unterschiedlichen Lebenswelten bewegen. Weil wir eine schwierige Geschichte haben, in der Europa in Afrika als Unterdrücker, Mörder und Ausbeuter aufgetreten ist.

African Futures Cologne 2023 | 30.5.-11.6. | div. Orte in Köln | africanfutures.koeln

Interview:

Thomas Dahl

Dieser Artikel erschien auf www.choices.de, lesen Sie weitere Artikel auf www.choices.de/buehne

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