Vom Menschen
Pia Stadtbäumer in Hagen
Nach längerer Pause wird der Karl Ernst Osthaus-Preis der Stadt Hagen seit 2015 wieder vergeben, und nach den Malern Volker Stelzmann und Heike Kati Barath erhält ihn mit Pia Stadtbäumer jetzt erstmals eine Bildhauerin. Der Preis wird für figurative Kunst verliehen, und für diese spielt ihr Werk eine ganz maßgebliche Rolle.
Die Düsseldorfer Künstlerin (geb. 1959), die seit 2000 als Professorin für Bildhauerei in Hamburg lehrt, gehört zu den Künstlerinnen, die seit den späten 1980er Jahren die menschliche Figur wieder als Gegenstand der Skulptur etabliert haben. Sie beginnt um 1990 u.a. mit langgestreckten, wie aufgebarrten Frauenakten aus Filz, die wie schwebend unter einer Konsole liegen. Seitdem zieht sich das Verhältnis von dinglicher und erinnerter Substanz durch ihr Werk. Immer wieder sind die in wechselnden Techniken geschaffenen Figuren entrückt, scheinen sich selbst zu träumen, besitzen dann wieder alltägliche Accessoires, die Erzählungen initiieren, oder übersetzen kunstgeschichtliche Darstellungen in Leiblichkeit voller Lebensfreude. Stadtbäumer befragt unser Verhältnis zur gegenständlichen Umgebung in einer zunehmend virtuellen Welt. Dies betrifft auch ihre jüngere Serie mit hängenden, der Hand ähnelnden weißen Plastiken, die alltägliche, nun ebenfalls weiße Dinge halten.
Schwerkraft, Taktilität, Material- und Oberflächensensibilität sind Aspekte des stillen und so wichtigen Gesamtwerks von Pia Stadtbäumer, das vor allem von der Präsenz und der psychischen Verfasstheit des Menschen in der Gegenwart handelt: Zu sehen nun in ihrer Ausstellung zum Karl Ernst Osthaus-Preis.
Pia Stadtbäumer | bis 12.1. | Osthaus Museum Hagen | 02331 207 31 38
Autor
Thomas Hirsch