Robin Hood und Wonder Woman

„How to date a feminist", Foto: Ana Lukenda

Robin Hood und Wonder Woman

„How to date a feminist“ am Schauspiel Köln

Der Lacher ist Rafael Sanchez sicher: Nackt öffnet er den Vorhang in der Spielstätte am Offenbachplatz und liefert sich mit Yvon Jansen einen Prä-Performance-Dialog von Schminktisch zu Schminktisch – was so bei Samantha Ellis nicht vorgesehen ist. Deren Komödie „How to date a feminist?“ lebt allerdings vor allem vom Rollenwechsel. Frauenversteher Steve und die zupackende Karen treffen sich auf einem Kostümball, wo er als Robin Hood und sie als Wonderwoman auftreten. Sie verlieben sich in klassischer Boy-meets-Girl-Manier. Mit dem Unterschied, dass sie hier auch noch ihre jeweiligen Ex-Geliebten sowie Steves feministische Mutter und Karens machistischen Vater spielen müssen. Ein pointengesättigtes Feuerwerk, das in Köln noch dadurch angeheizt wird, dass Schauspielerin Yvon Jansen und Regisseur Rafael Sanchez gemeinsam auf der Bühne stehen, Regie geführt haben und auch privat ein Paar sind. Die beiden stürzen sich in einen Umkleidungsslalom, liefern sich absurde Kussszenen auf einem Riesenpolster, machen sich Bademantel-Heiratsanträge, und stottern Patriarchats-Entschuldigungsorgien.

Der eigentliche Witz des Abends liegt in einer zusätzlichen Überbietung: Rafael Sanchez ist mit seiner Funktion als Schauspieler überfordert und thematisiert das auch immer wieder. Das beginnt bei der unsauberen Diktion, geht über das Schweitzer Idiom bis zur Kontur der einzelnen Rollen. Der Abend droht immer wieder in seine inszenatorische Fasson zu verlieren und in einem anarchistischen Chaos zu enden. Darin liegt ein Reiz, wie auch ein Verweis auf die Überforderung, ständig zahlreiche gesellschaftliche Rollen spielen zu müssen.

„How to date a feminist“ | R: Rafael Sanchez, Yvon Jansen | Sa 11.5. 20 Uhr | Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00

Autor

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

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