Neue Fragen zur Alten Musik

Zeitreise mit The Playfords, Foto: Guido Werner

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Das Musikfestival „Felix!“ feiert Premiere

Noch ein Festival in der Musikstadt Köln, auch „Stadt der Alten Musik“? Und dann noch ein Fest der Alten Musik, wo die Domstadt mit dem ZAMUS ein eigenes Zentrum besitzt? Allerdings blühten die Zeiten für diese Spezialdisziplin der aktiv musizierenden Historiker am Rhein schon rosiger. Die einstige Aufregung um das ungewohnt heftige und engagierte Auftreten der wilden „Alten“ hat sich gelegt – nach rund 50 Jahren intensiver Forschung schweigen selbst die Gegner alter Instrumente. Und so setzt das neue Fest auf das Spektakuläre und das Exotische – und rechtfertigt dadurch seine ergänzende Existenz.

Einen Titel gibt es für das Fest auch: Felix! Das bezieht sich auf Felix Mendelssohn Bartholdy, der mit seiner Aufführung von Bachs Matthäus-Passion eine Bach-Renaissance anregte. Ging es 1829 um Wiederbelebung, so stellte über die Jahre die Forschung ganz neue Fragen nach der historischen Aufführungspraxis (bezüglich Besetzung, Tempo, Stimmung und tausend anderer Grundelemente) bis hin zum rekonstruierten Raumklang. „Wir werden nie wissen, wie es wirklich geklungen hat“, meinte Intendant Louwrens Langevoort bei der Vorstellung, „denn es gibt keine Tondokumente aus dieser Zeit. Originalklang bleibt immer eine Sache der Interpretation.“

Im Eröffnungskonzert in der Philharmonie werden gleich mehrere Countertenöre, die Diven des 18. Jahrhunderts, vom Freiburger Barockorchester durch Arien von Hasse, Händel und Vivaldi geführt. Es folgt eine hinreißende Götterparodie mit dem Ensemble Les Talents Lyriques, die die „Aufteilung der Welt“ mit Hilfe der schönen Venus sehr lebendig gestalten werden. Nach einer „Konferenz der Vögel“ aus der persischen Dichtung, eine musikalische Brücke zwischen Orient und Okzident mit der „lautten compagney“, beschließt in der Philharmonie die Sicht auf das Weltgeschehen in der Zeit der Alten Musik eine Nō -Theater-Inszenierung „Zwischen Traum und Wirklichkeit“.

„Felix! Urban“ übertitelt den Samstag, einen Tag prall gefüllt mit Konzerten vornehmlich in verschiedenen Kirchen, immer orientiert an der Frage: Was war in der Welt zu dieser Zeit sonst noch los? Zu diesem Thema tagt ein Gamelan-Orchester mit einer Barockbesetzung, die Langhalslaute Tar erkundet die Kunstmusik Persiens, und in St. Gregorius improvisieren The Playfords über die Kunst da Vincis zu Renaissance-Werken. Das Fest erobert die Stadt.

Felix! Original. Klang. Köln | 29.8. – 1.9. | Philharmonie Köln | www.koelner-philharmonie.de

Autor

OLAF WEIDEN

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