Musik als herrschaftsfreier Raum

Führt durch die musikalische Revolution: Moderator Christian Ehring, Foto: © Tonhalle Düsseldorf

Musik als herrschaftsfreier Raum

Retro-futuristisches Wochenende: Sound der Utopie

Wie kann eine Revolution im Orchester aussehen – nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf den Umgang mit herkömmlichen Strukturen und Hierarchien?

Eine Version liefern die Düsseldorfer Symphoniker zusammen mit dem Persimfans-Orchester am 7. Oktober um 20 Uhr in der Tonhalle Düsseldorf unter dem Titel „Russian Revolution Reloaded“.

Wie der Titel vermuten lässt, steht das Programm im Geist der nunmehr 100 Jahre zurückliegenden Oktoberrevolution: Gespielt wird „Préludes für zwei Klaviere“ von Wyschnegradsky, einem Pionier der mikrotonalen Musik, oder auch ein Ausschnitt aus Edmund Meisels Musik zu Eisensteins Stummfilm „Panzerkreuzer Potemkin“. Begleitet werden sie von Pianist und Klangkünstler Peter Aidu, der bereits international mit seiner Interpretation von Steve Reichs „Piano Phase“ Aufsehen erregt hat: Er spielte das für zwei Personen komponierte Werk gleichzeitig an zwei unterschiedlichen Flügeln.

Das Persimfans-Orchester, 1922 in Moskau gegründet, unter Stalin aufgelöst und 2008 von Aidu neugegründet, versucht durch die Musik die Utopien der Avantgarde des 20. Jahrhunderts wiederzubeleben. Das bedeutet auch, die Maximen des ursprünglichen Orchesters zu befolgen: Aufgrund des Wunsches nach herrschaftsfreiem Musizieren, gibt es keinen Dirigenten. Kreisförmig angeordnet, kommunizieren die Musiker über Augenkontakt.

Im Dezember werden die beiden Orchester gemeinsam in Moskau spielen.

Durch den zweiten Teil des Persimfans-Wochenendes am 8. Oktober um 16.30 Uhr führt Moderator Christian Ehring, bekannt aus Formaten wie der „heute-show“ und „Extra 3“. Hier wird es Komponisten der Avantgarde wie Hindemith und Joseph Schillinger zu hören geben oder das dadaistische Lautgedicht „Ursonate“ von Kurt Schwitters, aber auch Klassiker, wie Beethoven („Egmont“) und Mozart (Ouvertüre zu „Die Zauberflöte“) gehören dazu. Wie in den 20er Jahren wird also der Bogen von experimenteller zu klassischer Musik geschlagen – verbunden durch den Wunsch, Menschen zum Fühlen und Nachdenken anzuregen.

Sound der Utopie | 7. & 8.10. | Tonhalle Düsseldorf | tonhalle-duesseldorf.org

Autorin

ESTHER ROSINY-WIELAND

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