Lensings Macht und Sorgen um Print
Guter Journalismus kostet Geld
Gute journalistische Artikel schreiben sich nicht von alleine, ebenso wenig werden Zeitungen, Magazine und andere gedruckte Publikationen ohne Kostendruck erstellt und verteilt. Das gedruckte Informationsmedium, es ist seit vielen Jahren in Bedrängnis, zumindest wenn es nicht mit der Zeit geht, sich nicht reformiert. Online, Apps, digital – die Menschen informieren sich heute anders, schneller. Aber ist die Zeit für Holzmedien wirklich abgelaufen? Für manche offenbar. „Print ist am Ende. Aber das Internet hat noch kein funktionierendes Modell“, verkündete Tom Thelen bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Die Zukunft des Journalismus“ vor einigen Wochen. Er ist Chefredakteur des zum Dortmunder Medienhaus Lensing zählenden Überblick-Verlags. Moderiert wurde die Diskussion von Max Florian Kühlem, der als freier Mitarbeiter für Titel aus dem Medienhaus Lensing tätig ist.
Rund um das Thema – Medienhaus Lensing
„86% unserer Leser interessieren sich besonders für die Lokalnachrichten“, schreibt das Medienhaus Lensing auf seiner Internetseite. Es ist ein Familienunternehmen in vierter Generation mit mehr als 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Lensing betreibt Druckereien, Briefdienste und Fachzeitschriften. Zum Medienkonzern zählen ebenso Die Digitalisten und Dortmund24, das Magazin Coolibri, der ehemalige Auflagen-Marktführer, sowie seit 2017 das HEiNZ-Magazin. Dazu kommen zahlreiche Beteiligungen und Kooperationen in der Region. Anders als trailer verzichten HEiNZ und Coolibri mittlerweile auf durch von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW) kontrollierte Auflagen, was es Externen schwierig macht die reale Auflagenhöhe zu überprüfen.
Wie steht es also ums Gedruckte, vor allem im Medienhaus Lensing? Gerne hätten wir an dieser Stelle Lambert Lensing-Wolff zitiert, dazu, ob er ebenfalls meint, dass „Print am Ende“ sei und ihn gefragt, welche Optionen er persönlich für Print sieht, was aus seiner Sicht verändert bzw. geändert werden muss, damit Print nicht am Ende ist. Doch weder er, noch sein Büro oder die Pressestelle haben auf unsere Anfrage reagiert. Der Grund: unbekannt, womöglich eine Zeitfrage. Als persönlich haftender Gesellschafter des Medienhauses Lensing hat Lambert Lensing-Wolff schließlich reichlich zu tun. Die Ruhr Nachrichten, Münsterland Zeitung, Dorstener Zeitung und Halterner Zeitung zählen unter anderem zum Verlagsportfolio. Seit rund einem Jahr gehört der Verleger zudem dem Aufsichtsrat der Funke Mediengruppe an, einem direkten Mitbewerber.
Immerhin: Tom Thelen hat sich gemeldet. Nachgefragt, wie er sein Zitat verstanden wissen mag, antwortet er ausführlich: „Print ist am Ende, das meinte sicher nicht das Ende des Mediums Papier. Da muss man ja nur mal eine Bahnhofsbuchhandlung aufsuchen. Dennoch ist seit vielen Jahren eine dauernde und eskalierende Abwärtsbewegung zu verzeichnen in den Bereichen, die früher die relevantesten waren. Tageszeitungen, Magazine, Stadtmagazine auf Papier funktionieren ökonomisch schlechter. Kaum ein Ort hat noch zwei Tageszeitungen, manche Orte in Deutschland haben noch nicht einmal mehr eine. Der Anzeigenmarkt bricht auch ein.“ Dennoch sagt Thelen: „Print ist toll, hat seine ganz eigenen relevanten ästhetischen und inhaltlichen Pluspunkte. Ich liebe es, Magazine zu machen. Ich liebe es, welche zu lesen. Ich glaube, gute Magazine funktionieren weiter. In der Nische, in der Region, crossmedial aufgehübscht vielleicht, gut recherchiert. Aber das kostet meist auch Geld und das alte Modell (Anzeigen/Auflage/Käufer finanzieren Journalismus) funktioniert nicht mehr so einfach. Wenn es gar nicht mehr funktioniert, dann ist Print tot. Einiges deutet darauf hin.“ Als Bote der Apokalypse will Thelen gleichwohl nicht wahrgenommen werden.
Dass Print nicht am Ende ist, ja funktioniert, machen vor allem kleine Verlage – wie auch Berndt Media, der die MeinungsMagazine engels, choices und trailer in Wuppertal, Köln und dem Ruhrgebiet herausgibt – deutlich. Wer innovativ bleibt, mit der Zeit geht, sich den Herausforderungen der digitalen Welt stellt: Der kann nicht verlieren.
Zum Autor:
Pascal Hesse, investigativer Journalist für trailer, engels, choices, FOCUS und [recherche|kollektiv]. Er ist im Vorstand DJV NRW.
‚Nachgefragt: Der Weg des Geldes‘ ist seine Kolumne
RÜCKBLICK: Nachgehakt – Welterbe Zeche und Stiftung Zollverein
Zollverein, hier dreht sich alles um Kohle – so lautete der Titel von nachgefragt 12/2018. Die Stiftung Zollverein plant für das Jahr 2019 die Einrichtung eines zentralen Informationszentrums auf dem Gelände des UNESCO-Welterbe Zollvereins. Kostenpunkt: rund zwei Millionen Euro. Ein Teil davon soll aus Berlin kommen, diesmal aus dem Bundeshaushalt. Der Deutsche Bundestag hat beschlossen, die Kosten für den geplanten Glaskubus mit einer Millionen Euro zu fördern. Das neue Besucherzentrum soll im Herzen des Welterbe-Areals unter dem sogenannten Kokskohlenbunker an der Plaza im Schnittpunkt der Achsen zwischen den zentralen Parkplätzen A1 und A2, dem Ehrenhof und dem Ruhr Museum entstehen. Nähere Informationen zur Stiftung und zum Welterbe gibt es unter: www.zollverein.de