Jecker gehts nimmer

Foto: Martin Mazur

Jecker gehts nimmer

Travestie-Musical in Köln, „Blues Brothers“ in Wuppertal

Während am 11.11. offiziell die Karnevals-Saison beginnt, hat die närrische Zeit im Scala schon mit dem kölschen Musical „Ne Jrümmel in d´r Trööt“ begonnen. Es geht um Gertrude Dillendopp (eine Wucht: Barbara Nöske), deren Plattenstudio „Discolonia“ kurz vor der Pleite steht. Da kommt ihr die Rückkehr ihrer alten Schulfreundin, der international gefeierten Sängerin Zimderälla Husten (Sophie Russel), gerade recht. Doch dann liegt die plötzlich tot auf der Couch…

Die Story aus der Feder (und unter der Regie) von Ralf Borgartz ist meist unter der Gürtellinie angesiedelt, das berühmt-berüchtigte Four-Letter-Word „Fuck“ ist dem kölschen „poppe“ gewichen. Am Ende zerfranst das überlange Stück ein wenig, wird aber durch die überbordende Spiellaune des Ensembles und die einfallsreichen Choreografien von Eveline Gorter zusammengehalten.

Wenn Sophie Russel dann ihren umjubelten Auftritt als Salome, Arne Hoffmann als Roberto Blanco, Heino und Marianne Rosenberg glänzt und Kirsten Hesse als wuschige Putze mit ihrer ausdrucksstarken Stimme („Ich sag wat ich meine“) die Kölner-Volkstheater-Ikone Trude Herr vergessen lässt, versinkt das Publikum endgültig in der Vorfreude auf Fastelovend.

Musical-Star Patrick Stanke ist wieder einmal ans Wuppertaler TiC zurückgekehrt, wo er einst seine Karriere begann – hat aber diesmal auf dem Regie-Stuhl Platz genommen. Und schickt die „Blues Brothers“ auf die Bühne, wo sie im einfallsreichen Bühnenbild von Jan Bauerdick und Benedikt Fiebig, in dem aus einem Richterpult ein Auto wird, mit dem die Brüder dann vor stimmungsvollen Videoprojektionen durch Stadt und Land rasen. Dazu brennen die beiden Hauptdarsteller Andre Klem (Jake) und Maximilian Leuchter (Elwood) mit geradezu artistischem Verve ein Feuerwerk fetziger Rhythm & Blues, Soul- und Rock-Songs von „Everybody Needs Somebody“ bis „Jailhouse Rock“ ab, die genau den musikalischen Nerv des Publikums treffen. Den treffen auch Giulia D‘Acquisto, Anja Bielefeld und Kristina Molzberger mit ihren souligen Röhren („Think“), denen sich ein ausgelassen aufspielendes Ensemble ebenbürtig anschließt. Da bekommt man richtig Lust nochmal wiederzukommen – dann aber im „Blues Brothers“-Outfit!

„Ne Jrümmel in d´r Trööt“ | Do-So | Scala Theater Köln | 0221 420 75 93

„Die Blues Brothers“ | TiC Wuppertal | 0202 47 22 11

Autor

ROLF-RUEDIGER HAMACHER

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