Je bunter, umso besser

Foto: G. Richter

Je bunter, umso besser

„Die Verwandlung“ in Wuppertal, Köln und Düsseldorf

Bass und Schlagzeug pulsieren hektisch. Wie Inseln setzen der Trompeter Frederik Köster und sein Stammpianist Sebastian Sternal sanfte lyrische Melodie-Fetzen in diesen reißenden Fluss – Trittsteine wie flache Felsen im Wasser, „Stufen“, so heißt der Titel. Seit zehn Jahren reist dieses Quartett unermüdlich durch die Lande, mit Joscha Oetz am Kontrabass und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug, im Verbund als lautstarker Motor – jetzt gehen die vier Herren sehr intensiv auf Tournee.

Kösters Musik wurde in den vergangenen Jahren regelmäßig mit zahlreichen Preisen veredelt. Natürlich freut das den Geehrten sehr, und er erzählt mir mit Blick auf seine Trophäensammlung in seiner Kölner Wohnung: „Wer Musik macht, freut sich über jede Aufmerksamkeit, die er bekommt, egal, ob das jetzt eine Nischenmusik ist oder nicht.“ Für ihn sitzen viele Musiker in dieser Nischenposition. Köster: „Punk, Neue Musik oder Jazz, alles ist Nischenmusik. Was ich mache, ist sicher nicht Mainstream, aber auch nicht total Free.“

Mit 14 Jahren wusste der junge Olsberger aus dem Hochsauerland schon, dass er Musiker werden wollte. „Aber wenn man auf dem Dorf aufwächst, dann existiert ein Bild wie „Freischaffender Musiker“ gar nicht, erinnert sich der Trompeter. 5.000 Einwohner zählt Olsberg, Vater Köster leitete ein Jugendorchester, er blies die Trompete. Der Sohn wählt zunächst den üblichen Weg zum sicheren Leben: Lehramtsstudium, klassische Ausbildung. „Während des Studiums habe ich viele Leute kennengelernt, die mir die Idee vermittelten, auch ein Leben als freier Musiker wäre machbar“, so beschreibt er mir seinen künstlerischen Befreiungsschlag.

„Road-Trip“ heißt ein anderer Titel der Band. Fließende Unisono-Linien, ein wenig arabesk, in einem ganz offenen perkussiven Kontext, von allen Seiten virtuos angelegt, zeitgenössischer Sound der Marke Jazz, mit individueller Spielfreude und der Lust auf streng arrangierte Themenkomplexe. Köster war gerade mit dem Goethe-Institut im Irak, zuvor spielte er mit Trilok Gurtu in London – „Je bunter, umso besser“, meint der Trompeter, Komponist und Lehrer, der mit seinem Quartett „Die Verwandlung“ Elektro bis Balkan streift. „Ich versuche, mich mit jeder neuen Platte auch selbst zu überraschen, etwas Neues zu entwickeln“, analysiert Köster sein Erfolgsrezept: Permanente Verwandlung.

Frederik Köster / Die Verwandlung | 25.1. 20 Uhr, Loch Wuppertal | 26.1. 20 Uhr, Stadtgarten Köln | 27.1. 20.30 Uhr, Jazzschmiede Düsseldorf

Autor

Olaf Weiden

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