Ich wandelte mich und sah …

Acht Brücken: Wolfgang Voigt präsentiert Gas, Foto: Veronika Unland

Ich wandelte mich und sah …

Acht Brücken beschäftigt sich mit Metamorphosen

Metamorphosen lautet nicht nur der Titel der neuesten Ausgabe des Musikfestivals Acht Brücken, das Festival selbst macht jedes Jahr eine kleine Metamorphose durch. 2011 als kleineres Nachfolgefestival der MusikTriennale gegründet, widmet sich jede Ausgabe einem eigenen, aktuellen Thema und blickt zugleich auf eine bedeutende Komponisten-Persönlichkeit der Neuen Musik zurück. Nach Pierre Boulez, John Cage, Iannis Xenakis, György Ligeti und zuletzt Louis Andriessen und Galina Ustwolskaja auch mit zwei lebenden Komponisten widmet man sich in diesem Jahr wieder einem abgeschlossenen Lebenswerk: Im Fokus steht der 1918 geborene und 1970 durch Suizid gestorbene Komponist Bernd Alois Zimmermann. Zimmermann, der zeitlebens im Kölner Umland lebte, mit seinem eigenständigen Stil aber weltweite Bedeutung erlangte. Im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen, z.B. den Protagonisten der Seriellen Musik wie Karlheinz Stockhausen, konnte man ihn nie eindeutig einer Schule zuordnen. Vielmehr lag ihm die Freiheit eines musikalischen Pluralismus am Herzen. Das zeigt sich sowohl in seinem spielerischen Wechsel zwischen den Stilen als auch seiner oft collagenartigen Kompositionstechnik, bei der er in einer heute immer noch modern anmutenden Form auch externe Ton- und zum Teil auch Bildquellen in seinen Werken verarbeitete. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Oper „Die Soldaten“ von 1959, eines seiner Schlüsselwerke. Fünf Jahre lang galt sie als unaufführbar, bis 1965 endlich in Köln die Uraufführung gelang. Für Acht Brücken wird die Oper das erste Mal seit dieser Uraufführung in Köln zu erleben sein. 30 weitere Stücke und Bearbeitungen von Zimmermann sind auf dem Festival zu hören.

Was in Bezug auf den musikalischen Reichtum für das Werk von Zimmermann gilt, gilt auch für Acht Brücken. 56 Veranstaltungen mit 17 Uraufführungen finden an den 14 Tagen im ganzen Stadtgebiet statt: Wie bei Zimmermann findet man neben akademischer Musik auch den Einfluss von Jazz, Pop und elektronischer Musik. So wird es Konzerte mit Stücken von John Cage, Steve Reich oder Karlheinz Stockhausen geben und werden Künstler wie die Jazz-Lokalmatadoren Underkarl, das Projekt Chamber Remix mit Alter Musik und arabischen Klängen und einem anschließenden Live-Remix von Udo Moll, das XXY Ensemble um die Kölner Antonio De Luca und Caroline Cox mit einer Uraufführung ihres von Zimmermanns „Die Soldaten“ inspirierten Kompositionsauftrags für Acht Brücken oder das Ensemble Garage mit Interpretationen von Stücken der Popstars Beyoncé und Britney Spears u.a. auftreten.

Ein Kölner von Weltrang ist auch Wolfgang Voigt, der am 9. Mai im Rahmen von Acht Brücken einen der seltenen heimischen Auftritte mit seinem Ambient-Projekt Gas in der Kölner Philharmonie bestreiten wird. Voigt, der in den 90er Jahren unter etlichen Namen wie Mike Ink., Love Ink., Studio 1, Aufrieb, Freiland, Wassermann oder M:1:5 diverse Möglichkeiten des Minimal-Techno ausgelotet hat, widmete sich mit Projekten wie All, Rückverzauberung oder seinem Großprojekt Gas auch immer wieder dem Ambient. Die düsteren Wogen sind von zarten Klassizismen durchzogen und werden von einem zuverlässigen Herzschlag-Beat getragen – die Philharmonie wird zur bauchigen Höhle.

Acht Brücken – Musik für Köln | 28.4. – 11.5. | div. Orte | www.achtbruecken.de

Autor

CHRISTIAN MEYER-PRÖPSTL

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