Grünschnitt
Edimotion-Festival widmet sich klimaneutral der Montagekunst
Es gibt einen Dokumentarfilm über den Filmschnitt von Gabriele Voss, selber Filmeditorin, mit dem wunderbaren Titel „Schnitte in Raum und Zeit“. Der Titel umschreibt poetisch, worum es beim Filmschnitt geht: in einer Art „Collage Raum“ konstruieren und ein Zeitkontinuum herstellen. Im Film erzählen zahlreiche deutsche Filmeditoren von ihrer Arbeit. Auf dem 21. Festival Edimotion, ehemals Filmplus, dreht sich vom 15. bis zum 18. Oktober auch alles um den Filmschnitt oder die Montage, wie der Schnitt auch gerne genannt wird, um das Zusammenführen und Konstruieren mehr zu betonen als das Trennen. Denn spätestens seit der Digitalisierung ist auch der Workflow beim Schnitt eher durch das Verbinden gekennzeichnet – eine Schere braucht es jedenfalls schon lange nicht mehr.
Neben einem Gastlandabend zu Großbritannien und einem Themenschwerpunkt mit Workshops und Panels werden die Schnittpreise in den Bereichen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm verliehen. Alle nominierten Filme werden auf dem Festival gezeigt, die jeweiligen Editoren stellen sich nach den Screenings den Fragen des Publikums. Zu sehen sind die nominierten Filme des NRW Schnitt-Preis „The Trouble of being born“, „Nackte Tiere“, „Love me Tender“, „Wanda, mein Wunder“ und „Berlin, Alexanderplatz“. In der Sektion Dokumentarfilm laufen „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“, „Regeln am Band bei hoher Geschwindigkeit“, „Das neue Evangelium“, „The Bubble“ und „I‘ll be your Mirror“. Die fünf nominierten Filme im Kurzfilm-Wettbewerb ergänzen das Wettbewerbsprogramm. Der Schnitt-Ehrenpreis geht in diesem Jahr an die österreichische Editorin Ingrid Koller. Sie hat in den 80er Jahren so illustre, komödiantische Publikumserfolge wie „Müllers Büro“, „Werner – Beinhart“ oder „Hinterholz 8“, den bis heute erfolgreichsten einheimischen Spielfilm in Österreich, editiert. In den letzten zwanzig Jahren hat sie zahlreiche Tatort-Folgen geschnitten, ist dazwischen aber auch immer wieder zum Kinofilm zurückgekehrt („Die beste aller Welten“). Neben zwei Screenings ihrer Arbeiten gibt es ein ausführliches Werkstattgespräch mit Ingrid Koller, die auf dem Festival für ihr Lebenswerk – über 100 Filme hat sie geschnitten – gewürdigt wird.
Es geht um Schnitt, aber auch Edimotion macht einen Schnitt. Green Filmmaking, also das klimaneutrale Produzieren von Filmen, ist schon längere Zeit Thema in der Branche, und auch Kinobetreiber entdecken es. Als erstes Filmfestival in NRW wird Edimotion bei der diesjährigen Ausgabe klimaneutral stattfinden, von der An- und Abreise von Publikum und Gästen und Mobilität während des Festivals über die Unterbringung der Gäste, den Veranstaltungsorten bis hin zu konkreten Anschaffungen für den Festivalbetrieb und das Catering. Wo nicht ausreichend im Voraus CO2-Ausstoß vermieden werden kann, wird im Nachhinein kompensiert. Auch soziale Aspekte spielen eine Rolle. So wird Barrierefreiheit garantiert und auf Diversity geachtet. Damit ist Edimotion nicht nur künstlerisch am Puls der Zeit, sondern auch gesellschaftlich.
Edimotion – 21. Festival für Filmschnitt und Montagekunst | 15. – 18.10. | div. Orte | 0221 285 87 06 | Das Programm
Autor
CHRISTIAN MEYER-PRÖPSTL