Die Wirklichkeit virtuell

Simon Denny, Mine, Installationsansicht Kunstsammlung NRW K21, © Simon Denny, K21, Foto: Achim Kukulies

Die Wirklichkeit virtuell

Simon Denny in K21 in Düsseldorf

K21, der Außenposten der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, ist in der Digitalität und den virtuellen Welten des 21. Jahrhunderts angekommen. Ausgestellt sind derzeit Neuerwerbungen von Medien- und Netzkünstlern wie Ed Atkins und Cao Fei. Einzelne Räume vertiefen das Verhältnis von Natur und Künstlichkeit, und mit Marcel Broodthaers „Adler-Museum“ ist eine „klassische“ Rauminstallation zu sehen, die Fiktion und Wirklichkeit mischt. In diese Kontexte fügt sich die Wechselausstellung von Simon Denny in der Bel Etage blendend ein.

Denny wurde 1982 in Auckland geboren, er hat dort sowie in Frankfurt studiert; heute ist er Professor für Zeitbezogene Medien in Hamburg und lebt in Berlin. Trotzdem bleibt ihm seine Heimat Muster. Der zentrale Werkkomplex in K21 wendet sich der australischen Bergbauindustrie zu, die ökologische und soziale Schäden für den wirtschaftlichen Erfolg in Kauf nimmt. Denny schildert in Bewegtbildern die technischen Verfahren, lässt die Akteure der Automatisierung zu Wort kommen und konstruiert mittels Zeichnungen ihre fiktive Anklage vor Gericht. All das verweist modellhaft auf die Extraktion von Daten unserer Lebensführung: Der Mensch wird zur Ressource.

Die Arbeiten von Simon Denny sind suggestiv, beharrlich und sie lassen den Ausstellungsbesucher zum Teilhaber am Geschehen werden, erst recht indem die Prozesse des Abtragens hier in die Essener Zeche Zollverein verlegt sind. Zudem hat Denny ein klassisches Brettspiel entworfen, dessen Felder auf dem Ausstellungsboden wiederkehren und dessen Schachteln in die Displays der Objekte eingeräumt sind. Auch gibt es eine Version für das Smartphone. Simon Dennys Beiträge wechseln virtuell und real zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Das gilt in Düsseldorf ebenso für die zweite Arbeit, die einen in den USA patentierten Schutzkäfig für Bergarbeiter als Papierobjekt „entfaltet“ und dann dreidimensional realisiert. Indem sich derartiges wiederholt, wird es sehr anschaulich, vielleicht gar didaktisch. Mit ihrer zeitgenössischen Aufklärungsarbeit aber bringt uns Dennys Kunst auf den Boden der Tatsachen.

Simon Denny. Mine | bis 17.1. | K21 Kunstsammlung NRW in Düsseldorf | 0211 838 12 04

Autor

Thomas Hirsch

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