Die Reste unserer Existenz

Armin Petras, Foto: Fabian Schellhorn

Die Reste unserer Existenz

„blut wie fluss“ am Theater Bonn

„Der Rhein ist die Lebensader, ein mythischer Ort, eine Metapher für das Lebendige“, so Armin Petras, der am Theater Bonn die Uraufführung von „blut wie fluss“ inszeniert. „Es geht um die Klimakatastrophe, den Rhein und die Reste unserer Existenz.“. Entlang des Flusses leben schon seit Jahrhunderten Menschen neben- und miteinander. Doch „wenn der Fluss stirbt, dann stirbt auch das Blut“, erklärt Petras.

Wer sind die Menschen, die in der rheinischen Stadt Bonn leben, die schon so häufig Schauplatz deutscher Geschichte geworden ist? Auf der Bühne begegnen sich Personen aus unterschiedlichen Kulturen, Sphären und sogar Zeiten. So richtet Petras den Blick zum Beispiel auf das Jahr 1974, als Günter Guillaume, einer der engsten Mitarbeiter des Bundeskanzlers Willy Brandt, als DDR-Spion enttarnt wurde. Wie wurde der Hoffnungsträger Brandt, der zaghafte Annäherungen zwischen der BRD und der DDR anstieß, in einen Skandal involviert, der zunächst alle Hoffnungen auf eine nahe Versöhnung des geteilten Landes zerschlug? Wie hätte sich die Gesellschaft entwickelt, wenn Brandt noch weiter Kanzler geblieben wäre? Dann wiederum kommen Migrant:innen im politisch aufgeladenen Jahr 2015 zu Wort. Welche Sorgen und Sehnsüchte bewegten sie? Und wie gehen wir mit der Klimakatastrophe um, die unser aller Gegenwart und Zukunft bedroht?

„blut wie fluss“ blickt darauf, wie wir Menschen den großen Fragen der Zeit begegnen. Trotzdem erwarte hier niemanden ein Sachbuch, sondern ein „hoch emotionales Theaterstück, um Liebe und Tod und darüber, wie wir leben – in der Zukunft und in der Vergangenheit“, erklärt Petras. Das weiß er möglicherweise besser als jeder andere, schließlich hält sich seit Jahren das hartnäckige Gerücht, dass der Autor des Werks – Fritz Kater – und er dieselbe Person seien. Petras eigene Biographie ist jedenfalls durch die Zeitgeschichte geprägt und würde einen persönlichen Bezug zur Guillaume-Affäre erklären: Sein eigener Vater war ebenfalls Stasi-Spion. Als Petras vier Jahre alt war, stand der Vater kurz vor der Enttarnung – und die Familie zog Hals über Kopf aus dem Sauerland nach Ost-Berlin, wo Petras dann seine gesamte Jugend verbrachte. Als aufstrebender Regisseur reiste er mit Anfang zwanzig aus und lebte fortan wieder in der Bundesrepublik

blut wie fluss | 31.3. (P), 6., 14., 22., 26., 30.4. | Theater Bonn | www.theater-bonn.de

Autorin

FRANZISKA NAGEL

Dieser Artikel erschien auf www.choices.de, lesen Sie weitere Artikel auf www.choices.de/buehne

0