Die Kunst der musikalischen Tonspur

„Rude Boy: The Story of Trojan Records“, Foto: Nicholas Jack Davies

Die Kunst der musikalischen Tonspur

See the Sound bei SoundTrack_Cologne

Unter den zahlreichen kleineren Kölner Filmfestivals gibt es neben denen, die einen regionalen, mitunter auch inhaltlichen Schwerpunkt setzen, auch zwei Festivals, die einen handwerklich-künstlerischen Ansatz wählen. Durch ihre relative Alleinstellung sind sie automatisch zu wichtigen Branchentreffs mit internationaler Strahlkraft geworden. Da gibt es zum einen Filmplus, das sich im Oktober wieder der Montage widmet. Zum anderen findet bereits Ende August die 16. Ausgabe von SoundTrack_Cologne statt, ein Fachkongress für Musik in Film und Games. In rund 30 Diskussionsrunden, Panels und Workshops geht es um ästhetische, rechtliche, wirtschaftliche und technische Fragen. Abgerundet wird das Programm durch einen Nachwuchswettbewerb und die Verleihung des Peer Raben Music Awards.

Auf dem Kongress geht es um diese bedeutende Verbindung von Musik und Narration im Bewegtbild. Im angegliederten Musikfilmfestival „See the Sound“ kann man das konkret erfahren. Musiker, Musikinstrumente, Plattenlabels und -läden – das alles ist Thema bei dem Festival, das den Kongress nicht nur filmisch umrahmt, sondern auch für das große Publikum öffnet. Im Wettbewerb laufen sechs Deutschlandpremieren, darunter Dokumentationen über Kate Nash, das Reggae-Label Trojan Records, die thailändische Idolgruppe BNK48 oder die Hip-Hop-Doku „Word Is Bond“. Auf dem Festival kann man auch filmisch die elektronische Musik („The Sound Of Innocent“), den Klang der Saz („Saz: The Key Of Trust“) oder einen Gitarrenbauer („Carmine Street Guitars“) erleben.

Aber nerdiger geht‘s immer: Plattenläden sind nicht erst seit Nick Hornby als Nerd-Höhlen verschrien. Den Ruf des vielleicht besten Plattenladens der Welt hat sich Other Music in New York in 20 Jahren erarbeitet – sowohl mit Kundenfreundlichkeit als auch einer tollen Auswahl. Der gleichnamige Film porträtiert den Laden, der 2016 schließen musste, und seine Kunden. Ein Leckerbissen für Spezialisten ist sicher auch das Double-Feature zur Kunst der chinesischen Oper. Eine Klammer zum Branchentreff bildet die Vorführung der Zombie-Apokalypse „Endzeit“. Der Film nach der Comicvorlage der Drehbuchautorin Olivia Vieweg handelt nicht nur von zwei jungen Frauen in einer Ausnahmesituation, sondern wurde auch von einer rein weiblichen Crew gedreht. Der Clou bei der Vorführung: die Komponistin Franziska Henke kommentiert ihren Soundscape live.

„We Are Little Zombies“ ist ein japanischer Spielfilm, der mit seiner wilden Ästhetik bereits auf der Berlinale für Furore gesorgt hat. Der Film begleitet vier Jugendliche, die nach dem Tod ihrer Eltern eine Band gründen und berühmt werden. Dramaturgisch und visuell erinnert er eher an ein Videospiel als einen klassischen Spielfilm. Und damit schlägt auch dieser Festivalbeitrag wunderbar den Bogen zwischen den beim Kongress thematisierten Erzählformen Film und Game.

SoundTrack_Cologne / See the Sound | 28.8. – 1.9. | div. Orte | www.soundtrackcologne.de

Autor

CHRISTIAN MEYER-PRÖPSTL

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