„Da muss mehr Moll rein!“

Rabengott, Foto: Andre M. Huenseler

„Da muss mehr Moll rein!“

Rabengott sprechen über ihre Musik und die Gothic-Szene

New Oldschool – dieser Stil klingt nach Widerspruch, doch Rabengott gehen keine Kompromisse ein. Sie sind unverkennbar Kinder des Gothic Rock und des Dark Wave der 80er und 90er Jahre, und sie haben das Beste aus der musikalischen Entwicklung der letzten Jahre mitgenommen. Wir haben anlässlich des bald erscheinenden Debütalbums die ganze Band zum Gespräch eingeladen, um hinter die Kulissen der ungewöhnlichen Band zu schauen. Rabengott sind: Dennis J. Sennekamp (Gesang, Gitarre), Denise Kylla (Bass), Pia Lüddecke (Gesang, Drumcomputer), Benjamin „Ernest“ Ehrenberg (Gitarre).

trailer: Dennis, du als Kopf der Band, erzähl uns doch, wie Rabengott entstanden ist.

Dennis: Im Quarantäne-Winter 2020/21 habe ich bei einem abendlichen Spaziergang den Song „Kinder der Nacht“ ersonnen. Zu Hause habe ich den direkt professionell produziert. Aus diesem einen Song heraus hat sich das Bandkonzept entwickelt. Rabengott ist ein Beiname des Gottes Odin aus der nordischen Mythologie. Den habe ich aus der Serie „American Gods“. Den fand ich richtig cool. Daraus ist der nächste Song geworden und letztlich der Bandname. Auf die drei Songs, die ich auf YouTube veröffentlicht habe, kam richtig viel Feedback. Direkt kamen auch Festivals und ein Plattenlabel auf uns zu. Über Instagram sind wir dann auf Pia und Ernest (alias Benjamin Ehrenberg – Red.) aufmerksam geworden. Ich habe lange nach den passenden Leuten gesucht, um das Ding auf die Bühne zu bringen. Da Ernest auch ein echter Gitarrennerd ist, haben wir uns auf Anhieb gut verstanden.

Dann seid ihr jetzt also bereit für die Bühne. Wann können wir euch erleben?

Denise: Unseren ersten Auftritt haben wir im April in Magdeburg, als Support für die Band Erdling. Die sind ganz bekannt in der Gothic-Szene. Danach beim Amphi-Festival in Köln. Außerdem haben wir noch einige Gigs mit zwei befreundeten Bands um Köln herum in Planung. Das ist aber noch geheim.

Dennis: Es ist echt strange, nicht in der heimischen Clubszene zu starten. Aber die Festivalanfragen waren schon der große Wurf und der Ausschlag, ein ganzes Album und eine Live-Band zu machen.

Pia, du spielst Bass, aber bei Rabengott steht neben deinem Namen „Drumcomputer und Gesang“.

Pia: Ja, der Bass war schon besetzt (lacht). Schon beim ersten Treffen stand für uns fest, dass wir das zu viert machen wollen. Da ich früher gesungen habe, übernehme ich neben der Steuerung der Backtracks jetzt auch den Backgroundgesang.

Zur Band:
Rabengott

Die Idee für Rabengott entstand Winter 2021 in Köln. Nach der erstaunlichen Resonanz auf drei veröffentlichte Songs auf YouTube wurde aus der eher theoretischen Idee eine „richtige“ Band mit vier Mitgliedern. Die Band wird in diesem Sommer unter anderem mit der Band Erdling und auf dem Amphi-Festival zu sehen sein. Foto: Andre M. Huenseler

Benjamin, du spielst leidenschaftlich gern Gitarre, hattest aber neben dem Lesungsprojekt mit Pia lange keine Band. Wie fühlt sich das an?

Benjamin: Ich habe das schon vermisst. Wenn man in Köln probt, muss man das aufs Wochenende verlegen. Pia und ich hatten auch immer viel um die Ohren mit unserem Live-Hörspiel. Aber jetzt machen wir ja auch das zusammen.

Pia: Wir fanden die Anfrage sehr interessant, aber fragten uns auch: Haben wir da Zeit für? Dann hat das aber so viel Bock gemacht, dass wir unsere Prioritäten verschoben haben. Ich habe, seit ich hier angefangen habe, auch nicht mehr weiter an meinem Roman geschrieben. Was natürlich nicht heißt, dass das jetzt komplett auf Eis liegt.

Das heißt, es ist ein Vorteil, dass ihr eine Stunde entfernt voneinander seid?

Benjamin: Das kann man bei meiner „Leidenschaft“ fürs Autofahren nicht unbedingt sagen. Aber das erträgt man, wenn man bei so einer fantastischen Band dabei sein kann. Das Songwriting ist außerordentlich gut. Das hörte sich schon sehr groß und einfach gut gemacht an. Dann hat es auch auf persönlicher Ebene gepasst und auch die Zusammenarbeit ist sehr organisiert und zuverlässig.

Dennis: Aber wir proben seit Kurzem in Herne. Pia und Benjamin haben da einen Proberaum gefunden – passend zum Atomkriegs-Song in einem alten Bunker!

Damit wären wir ja bei den Inhalten eurer Songs …

Dennis: Die Texte handeln von den Dingen, die mir so durch den Kopf gehen. In „Kinder der Nacht“ beschäftige ich mich mit der Gothic-Szene. Und im Titel-Track „Love and Order“ behandle ich ein Thema, das seit den 80er Jahren nicht mehr so oft in der Musik auftaucht: Atomkrieg.

Pia: Echt? Habe ich nicht gemerkt. Wie subtil! Ich höre noch einmal rein. Insgesamt gefallen mir die Texte, weil sie so düster-romantisch sind.

Dennis: Ja, ich will die Themen mit Schwere versehen. Dann gibt es den Song „The Spell“, inspiriert vom gleichnamigen Horrorfilm.

Pia: Ich glaube, wir mögen alle Horrorfilme.

Denise: Dennis wird gezwungen, die zu mögen. (lacht)

Ein paar Liedtitel sind auf Deutsch, andere auf Englisch.

Dennis: Die Lieder sind alle auf Englisch, weil es mir leichter fällt, auf Englisch zu schreiben. Aber manche Titel sind deutsch. „Kinder der Nacht“ finde ich reizvoller als „children of the night“ und „Kollision“ ist ein schöneres Wort als das englische „collision“.

Lagerst du Teile des kreativen Prozesses aus?

Dennis: Denise ist meine schärfste Kritikerin und hat an den Texten mitgeschrieben. Außerdem kümmert sie sich um die Artworks.

Denise: Ich bin in der Gothic-Szene, seit ich elf Jahre alt bin. Aber ich verstehe nicht viel von Musiktheorie. Dann sage ich so Sachen wie „Das muss mehr gothic klingen“ oder „Da muss mehr Moll rein“. Ich glaube, damit treibe ich Dennis manchmal in den Wahnsinn …

Rabengott: Love and Order | ab 14.4. erhältlich | Eygennutz Verlag & Records / Broken Silence

Interview:

MAREK FIRLEJ

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