Bitte keinen Applaus

Annette Dasch, Foto: Klaus Weddig

Bitte keinen Applaus

Annette Dasch und das Fauré-Quartett in Düsseldorf

„Ich glaube schon, dass Seelenqualen oder Herzweh doch eigentlich ziemlich oft der Motor für große Kunst sind.“ Annette Dasch, gefeierte Sopranistin auf allen großen Bühnen, erzählte dies dem Bayerischen Rundfunk anlässlich ihres Liedprogramms um Brahms, Mahler und Wagner. Sie selbst kennt die dramatischen Seelenzustände eher aus der Erinnerung leicht entflammbarer Gefühle in der Jugendzeit. Mit dem Fauré-Quartett, einem Klavierquartett, realisiert sie jetzt dieses eigentlich große romantische Programm im intimen Robert Schumann-Saal im Kunstpalast in Düsseldorf.

Schumann selbst hatte keinen so guten Start in Düsseldorf. Aber hier empfing er erstmals den jungen Gipfelstürmer Brahms, ebnete ihm den Weg zum musikalischen Start und fand gleichzeitig einen lebenslangen Verehrer und Begleiter für die eigene junge Frau Clara, damals ein internationaler Piano-Star der Virtuosenwelt. Die Beziehung zwischen Clara und dem neuen Hausfreund vertont Brahms in einem Klavierquartett, das in den ersten Düsseldorfer Jahren fußt und nach 20-jährigem Destillieren als Klavierquartett in c-Moll erscheint – eine „Werther-Stimmung“ signalisiert Brahms seinem Verleger.

Dieses Musikstück dröseln die Sopranistin und ihr Quartett nun auf, tragen den ersten Satz als dramatische Ouvertüre vor und lassen Mahler in seinen Liedern sprechen. Mittig platziert Annette Dasch die Wesendonck-Lieder von Wagner, auch eine beinahe anekdotische Wahnsinnsstory einer Vierecksbeziehung in der Schweiz, wo Wagner die Gattin seines gastgebenden Mäzens zur eigenen Muse erklärte – in Anwesenheit von Wagners Ehefrau Minna. Das bot ideale Geistesanregung für seine Oper „Tristan und Isolde“.

Dieser wilde Mix aus instrumentaler und vokaler Erregung in speziellen Arrangements soll unseren Brahms zum Sprechen bringen, er ist ja bis heute Geheimnisträger Nr. 1 in diesem Trio führender Komponisten. Mahler mit seiner Künstler-Sammlerin Alma hatte auch kein leichtes Schicksal, seine Lieder stammen aber aus früheren Tagen. Trotzdem verspricht diese Dramaturgie einen originellen Kammermusikabend. Dasch zum BR: „Es ist wirklich unglaublich. Wenn die Leute es schaffen, nicht zu applaudieren zwischen den Stücken, sind diese Übergänge so, als hätten sich das Herr Brahms und Herr Mahler zusammen ausgedacht. Ich bin total begeistert davon.“

Annette Dasch und das Fauré-Quartett | So 13.11. | Robert-Schumann-Saal im Kunstpalast, Düsseldorf | 0211 56 64 21 00

Autor

OLAF WEIDEN

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