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Wahnwitzige Weltgeschichte

27. März 2014

Zeit in Comics – von einer Sekunde bis zu 14 Milliarden Jahren – ComicKultur 04/14

Jens Harder hat vor ein paar Jahren den wahnwitzigen Entschluss gefasst, die Weltgeschichte als Comic umzusetzen. Im ersten Band „Alpha …directions“ hatte er auf 360 Seiten von 14 Milliarden Jahren erzählt. Der zweite Teil „Beta …civilisations“ (Teil 1) umfasst nur gut 4 Millionen Jahre und endet ohne religiösen Hintergedanken bei der Geburt Christi. Auf der ersten Seite fängt er mit dem Zoom einer Satellitenkamera an, der nicht nur auf einer Seite von Paris ins Weltall, sondern auch 65 Millionen Jahre in die Vergangenheit zurückgeht. Nach diesem Prinzip springt er immer wieder überraschend durch die Zeit, um Innovationen und Entwicklungen zu veranschaulichen: Vom Auge zur Kamera, vom ersten aufrechten Gang zu den Beatles auf der Abbey Road. Teil 2 von Beta wird bis in die Gegenwart reichen, Gamma wird einen Blick in die Zukunft wagen (Carlsen).

Der fünfte Beatle“ ist eine Comic-Biografie über Brian Epstein, den Manager der Beatles. In der visuell äußerst aufwändig und vielseitig von Andrew C. Robinson unter Mitwirkung von Kyle Baker umgesetzten Annäherung an das Leben des kreativen Geschäftsmanns betont der Autor Vivek J. Tiwary die tragischen Seiten seines kurzen Lebens – seine Einsamkeit, seine Tablettensucht und seine verheimlichte Homosexualität. Im Hintergrund glitzert der rasende Aufstieg der Fab Four (Panini). Mit „Packeis“ hat sich Simon Schwartz als einer der spannendsten deutschen Comicautoren etabliert. Zuvor hatte er bereits regelmäßig seine Reihe „Vita Obscura“ in der Zeitung „Der Freitag“ veröffentlicht, die nun in einem Sammelband vorliegt. Auf je einer Seite stellt er ungewöhnliche, aber kaum bekannte Persönlichkeiten vor, darunter Ken Kesey und Moondog, aber auch Wissenschaftler, Unternehmer und andere Glücksritter oder Pechvögel. Für jede Geschichte entwirft Schwartz einen passenden grafischen Stil und beeindruckt mit seiner Virtuosität (Avant Verlag).

Agnieszka will Kunst studieren, erhält aber nur in Polen einen Studienplatz. Dort versinkt sie in Orientierungslosigkeit und Selbstmitleid, während ihr ihre Mutter mit ihren Ansprüchen im Nacken sitzt. Die war einst aus Polen emigriert und arbeitet nun erfolgreich in Deutschland. Paulina Stulin skizziert in „Mindestens eine Sekunde“ mit schnellem Strich eine junge Frau an einem dramatischen Wendepunkt in ihrem Leben, an dem es gilt, Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen (Ja Ja Verlag). Nach „Huck Finn“ erzählt Olivia Vieweg in „Antoinette kehrt zurück“ ebenfalls von einer jungen Frau. Antoinette war in der Schule Mobbingopfer. Als sie ins Ausland geht, feiert sie Erfolge als Creative Director. Eines Tages zieht es sie zurück in die Heimat – zurück zu den Traumata ihrer Jugend. Vieweg ist Manga-geschult, hat sich aber inzwischen mit ihrem ganz eigenen Stil emanzipiert. Die emotionalen Abgründe fängt sie in diesem Album eindrucksvoll ein (Egmont Ehapa). Kleine Bösartigkeiten verpackt auch Bastien Vivés in seiner Kurzgeschichtensammlung „Die Liebe“. Hier geht es eher um die Missverständnisse, die Machtkämpfe und die Enttäuschungen. Gewidmet ist der Band allen Frauen, die ihn kaputt gemacht haben. Oje… (Reprodukt). Mit „Gus“ nähert sich Christophe Blain ähnlich wie bei seiner Piratenserie „Isaak der Pirat“ ironisch einem Genre. „Gus“ ist ein Western um einen Revolver- und Weiberhelden. Nicht alles gelingt dem Protagonisten so gut wie Lucky Luke, und von dessen Moral ist er weit entfernt. Umso amüsanter sind dessen Abenteuer zwischen Banküberfall, Spielsucht und Promiskuität (Reprodukt).

CHRISTIAN MEYER

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