Es ist ein steter Prozess. Über die Jahre hat sich die Große Kunstausstellung NRW von einer erweiterten Mitgliederausstellung zu einem Überblick über das aktuelle Kunstgeschehen auch über Nordrhein-Westfalen hinaus gewandelt. Gewiss, „berühmte“ Künstler sind die Ausnahme. Aber dafür sind neue Werke etlicher etablierter Künstler ausgestellt, die sonst nur selten in Erscheinung treten. Die Auswahl aus den Eigenbewerbungen trifft eine Jury, der neben Künstlern Museumsleute angehören. Wie sehr ihre Zusammensetzung die Ausstellung prägt, spürt man nicht nur an den von Jahr zu Jahr neuen Teilnehmern. Auch der Charakter der Ausstellung selbst ändert sich. 2017 bewegt sich die Malerei zunehmend im Zwischenbereich von Gegenständlichkeit und Abstraktion; hingegen finden sich verhältnismäßig wenige rein realistische Gemälde. Die konstruktiven Tendenzen sind überwiegend „entkernt“, linear. Und relativ viele der ausgewählten 150 Künstler arbeiten mit Fotografie.
Zum Renommee trägt – neben einem Förderpreis, den in diesem Jahr der Fotograf David Kluge (*1984) erhält – der „Kunstpreis der Künstler“ bei. Sein Träger wird ausschließlich von Kunstschaffenden bestimmt, was eine etwas andere Perspektive als bei „üblichen“ Kunstpreisen garantiert. So wird der Preis erfreulich oft Persönlichkeiten zuerkannt, die in der letzten Zeit, teils altersbedingt, eher selten ausgestellt haben. Das gilt jetzt auch für Hermann Focke. Focke wurde 1924 geboren, er hat an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Ewald Mataré studiert, ist aber, anders als seine Mitstudenten Joseph Beuys, Erwin Heerich oder Günter Haese, nicht im großen Rahmen in Erscheinung getreten. Das mag an der Stille seiner Kunst liegen. Focke erstellt präzise organisierte Papierobjekte mittels Faltungen. Die einzelnen, kantig gefassten Flächen sind von Ecke zu Ecke von Linien überzogen, welche die Darstellungen beleben. Ja, sie lassen an pflanzliches Wachstum denken. Auch für die Entscheidung, die Kunst von Hermann Focke ins rechte Licht zu rücken, ist diese ohnehin informative Veranstaltung nicht genug zu loben.
„Die Große Kunstausstellung NRW“ | bis 12.3. | Museum Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Fotografie im Ausnahmezustand
„Size Matters“ im Kunstpalast
Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24
„Die Berührung impliziert eine Verbindung zum Objekt“
Generaldirektor Felix Krämer kuratiert „Tony Cragg: Please Touch!“ im Kunstpalast Düsseldorf – Sammlung 02/24
Kasse machen mit dem Teufel
„Tod und Teufel“ im Museum Kunstpalast – Kunstwandel 11/23
Die stille Anwesenheit der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 10/23
„Horror ist ein Werkzeug, um gegen bestimmte Normen zu agieren“
Kuratorin Westrey Page über „Tod und Teufel“ im Kunstpalast Düsseldorf – Sammlung 10/23
Malerei im Fluss
Jan Kolata in Ratingen und in Düsseldorf – Kunst in NRW 06/23
Draußen, im Licht
Die Ölstudie im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 03/23
„Es ist fast eine spirituelle Erfahrung“
Alain Bieber über Refik Anadol im Museum Kunstpalast – Sammlung 02/23
Der Osten war schwarzweiß
Evelyn Richter im Museum Kunstpalast – Kunstwandel 12/22
Die Schönheit der verhüllten Welt
Christo und Jeanne-Claude im Museum Kunstpalast Düsseldorf – Kunstwandel 10/22
„Ihr ging es immer um Ambivalenzen und Widersprüche“
Linda Conze über das Werk von Evelyn Richter – Sammlung 09/22
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – Ruhrkunst 02/24
Diplomatie kreativ
Ingo Günther im Kunstverein Ruhr in Essen – Ruhrkunst 02/24
Ausdruck der Zeit
Expressionismus-Sammlung im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/24
Visionen von Gemeinschaft
„Wir ist Zukunft“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/24
Das bisschen Haushalt …
„Kochen Putzen Sorgen“ im Quadrat Bottrop – Ruhrkunst 12/23
Unorte im Fokus
„Die Stadt ist anderswo“ im Bochumer Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/23
Konkret gemalt
„Colours and Lines in Motion“ in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 11/23
Auf nach Phantásien!
Illustrationen zu Michael Endes Geschichten in Oberhausen – Ruhrkunst 10/23
Im Herzen des Bunkers
Marianne Berenhaut in Recklinghausen – Ruhrkunst 09/23