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Hedda Schattanik & Roman Szczesny, Viktor Al Manouchi, 2016,2K Scope (2.35:1) DCP, 18 Min
© Künstler

Übersinnlich unter Tage

30. Juni 2016

Frankenstein in Düsseldorf – Ruhrkunst 07/16

Es bleibt assoziativ. Natürlich, der langgestreckte, sich zu beiden Enden hin verjüngende Ausstellungsraum des KIT am Düsseldorfer Rheinufer eignet sich vorzüglich für einen intuitiv erfahrbaren Parcours: Eines verweist hier auf das andere. In der aktuellen Ausstellung „Mary & der Vulkan“ nun ist das Ausgangsjahr konkret. Vor 200 Jahren brach in Indonesien der Tambora-Vulkan aus, der Kälte und Dunkelheit bis nach Europa brachte. In dieser klimatischen Verunsicherung schrieben Mary Shelley ihren „Frankenstein“ und John Polidori seinen Roman „Vampyr“. Alles 1816.

Die Ausstellung demonstriert nun, wie eine unterschwellige Bedrohung in Verbindung mit Fantasie und Erzählfreude künstlerische Prozesse initiiert. Sie verlängert den Ausnahmezustand spürbarer Gefährdung in die Gegenwart und zeigt dazu Werke seit damals und bis heute. Verbindend ist der Bezug aller Künstler zur Düsseldorfer Kunstakademie. Dies beginnt – hier chronologisch genannt, in der Ausstellung aber sinnstiftend angeordnet – mit einem Aquarell aus dem Jahr 1840 von Elise Concordia Crola und endet mit Beiträgen aus diesem Jahr, also von der jüngsten Künstlergeneration.

Es gibt etliches Gutes zu sehen, erfreulich ist die Vielfalt der Medien, manches wirkt überdeutlich, einiges übermotiviert, aber als Ausstellung macht das Spaß und ist seinerseits inspirierend. Missglückt ist eigentlich nur der Anfang der Ausstellung mit Rita McBrides aufgelegtem Holzboden, der inhaltlich unverbindlich bleibt und zu einer – wirklich bedrohlichen – Stolperfalle mutiert. Es sind vor allem die etwas älteren Akademieprofessoren, die originelle Zuspitzungen des eigentlichen Themas zu bieten haben: Hans Hollein mit einem Lavagestein-Modell seines Vulkan-Museums, welches den Riss mitten in der Erde veranschaulicht; Katharina Fritsch mit dem Klang von Regentropfen, die immer gleich oder doch verschieden tönen; und Michael Buthe mit einem Video, in dem die Stimme von Udo Kier gruseln lässt. Etwas brachial, gewiss. Aber entscheidend ist doch das Wecken der Vorstellungskraft, die Stimmungen und Bilder auslöst. Und darum geht es.

„Mary & der Vulkan – Eine meteorologische Phantasmagorie“ | bis 14.8. | KIT in Düsseldorf | 0211 892 07 69

THOMAS HIRSCH

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