Das neue Album von Lubomyr Melnyk hätte auch die musikalische Begleitung zum Protest im Hambacher Forst werden können. „Fallen Trees“ vom Erfinder der Continuous Music ist wieder geprägt von einem extrem schnellen Tastenanschlag, der dazu führt, dass die einzelnen Töne verschmelzen. Inspiriert ist das von der Minimal Music mit Anklängen an Jazz, Neoklassik und Romantik, was mitunter in leicht kitschige Momente gleitet, aber auch düster dräuende Drones entwickelt (Erased Tapes). Auch „A Different Forest“ erscheint wie ein Kommentar zu der Auseinandersetzung mit dem Tagebau vor den Toren Kölns. Der Düsseldorfer Pianist Hauschka, der unter anderem mit seinem präparierten Klavier bekannt wurde, spielt hier mit ganz klarer Klangsprache. Achtung: Das Album erscheint erst Anfang Februar bei Sony Classical.
Wir wollen den Bogen nicht überspannen, aber Slow House-Produzent Nicola Cruz lässt auf seinem neuen Album „Siku“ mit Dschungel-Sounds und folkloristischen Elementen den Regenwald Südamerikas auferstehen. In die Chill-Out-Falle tritt er nicht, weil es origineller, ungewöhnlicher und sperriger ist – und damit spannender und auch schöner als jeder sedierende Barsound (ZKK). Powell Tillmans‘ „Spoken By the Other“ ist eine Zusammenarbeit des Künstlers Wolfgang Tillmans und des DJs, Produzenten und Gründer des Labels Diagonal – Oscar Powell. Powells punkige Frickelectronic wird hier ruhiger, aber nicht weniger frickelig, während Tillmans Spoken Words beisteuert, wie man sie von seinem Track „Device Control“ kennt. Auf dem Cover der EP sind zwar weder Bäume noch Blätter, aber immerhin Vogelfedern zu sehen (XL).
Vollkommen ohne Wald-Assoziation kommt die Biografie „David Bowie – Ein Leben“ von Dylan Jones aus. Das monumentale Werk kommt auf 800 Seiten, aber das ist bei einer so einflussreichen wie wandlungsfähigen Person wohl kaum zu viel. Erzählt wird das Leben des Musikers als Oral-History, also in Form einer O-Ton-Collage von unzähligen Wegbegleitern und Experten. Mitunter stellt sich dann doch etwas Redundanz ein, z.B. wenn es mehr um wilde Partys als um Musik und Konzepte geht, aber ein ähnlich fundiertes und persönliches Werk über Bowie findet man sonst wohl kaum (Rowohlt).
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