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Einblick in dieKolbenfertigung
Foto: Osram

Es werde Licht

30. Oktober 2012

Der Xenonkolben feiert seinen 60. Geburtstag – Filmwirtschaft 11/12

Kaum ein Name wird so sehr mit Licht in Verbindung gebracht wie Osram. Die wörtliche Verbindung der beiden Metalle Osmium und Wolfram, die aufgrund ihres hohen Schmelzpunktes als Glühfaden in der Glühbirnenproduktion eingesetzt wird, und das Kunstwort Osram erschuf, existiert bereits seit 1906, wenngleich die dazugehörige Firma erst 1920 gegründet wurde. Heute gehört die Osram AG in München zum Siemens-Konzern.

In diesem Jahr jährt sich zum 60. Mal die Geburtsstunde des sogenannten Xenonkolbens, der vor allem in Kinos bei der Filmprojektion seinen Einsatz findet. Vorher wurde das Licht mit Bogenlampen mit zwei Kohlestäbchen, zwischen denen ein Lichtbogen entstand, erzeugt. Dafür war zunächst ein manueller Justierungsprozess erforderlich, um die Kohlestäbe immer im exakten Abstand zueinander zu haben. Später konnte dies mit einer Automatisierung erreicht werden. Da gleichzeitig die Filmkopie aus sehr leicht brennbarem Nitro-Material bestand, waren die Auflagen für den Brandschutz in Filmtheatern besonders hoch – und trotzdem kam es immer wieder zu Bränden.

Eine große Erleichterung im Hinblick auf den Brandschutz waren einerseits der Einsatz von Polyesterkopien und andererseits die neuartigen Lampen, die die Lichterzeugung nunmehr in einen Kolben steckten. Im Zeitalter der Digitalisierung verschwand auch die physikalische Kopie und auch die Kolben stellen nur noch eine geringe Brandgefahr dar. 1952 entwickelte Osram die Xenonkolben, deren Licht in einem temperaturbeständigen Glaskörper entsteht. Durch die Gasentladung konnte auf kleinem Raum viel Licht mit einer besonders hohen Leuchtdichte erzeugt werden. Der Kolben ist wartungsfrei und zum Teil für mehrere 1000 Stunden einsetzbar und setzte sich sehr schnell durch. Größere Leinwände und digitale Projektoren erfordern immer stärkere Leuchtmittel, insbesondere bei 3D. So reicht heute das Leistungsspektrum von 1.200 Watt bis zu 8.000 Watt, um ein helles Bild auf die Leinwand zu zaubern. Die Kosten für einen Kolben liegen je nach Stärke zwischen 600 und 1.200 Euro.

Heute ist der Kolben ein echtes Hightech-Gerät, für das Osram 1983 mit dem Technik-Oscar ausgezeichnet wurde. Nach eigenen Aussagen sind etwa 70 Prozent der 140.000 weltweiten Kinosäle heute mit Leuchtmitteln der Firma Osram bestückt. Neben Kinos sind es teilweise noch Leuchttürme, die solche Xenonkolben verwenden: also insgesamt ein kleiner Markt mit wenigen Nachfragern. Denn jährlich werden weltweit vielleicht 350.000 Kolben benötigt. Wettbewerber in diesem Markt sind einerseits der holländische Technik-Riese Philips und andererseits die Tochterfirma des größten Projektorherstellers Christie Ushio.

Die Produktion der Xenonkolben befindet sich im bayerischen Eichstätt, wo in einem sehr aufwändigen Verfahren die Quarzglaskörper mit der Wolfram-Annode und -Kathode hergestellt werden. Neben der industriellen Fertigung der Glaskolben gibt für Sonderanfertigungen wie vor 100 Jahren auch noch Glasbläser.

Doch auch heute sind die Kolben nicht ungefährlich. Extreme Temperaturschwankungen und der hohe Innendruck können sowohl beim Betrieb aber auch beim Kolbenwechsel zum Platzen bzw. zur Implosion führen. Die Vorführer sind deshalb verpflichtet, Gesichtsschutz, Handschuhe und einen Lederschutz anzulegen.

KIM LUDOLF KOCH

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