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As ever: Andy Warhol looks a scream

28. Januar 2016

„American Pop Art“ im Schloss Oberhausen – Kunstwandel 02/16

Meisterwerke massenhaft. Dieser Untertitel einer Ausstellung ist verlockend und unglaubwürdig zugleich, Masse und künstlerische Meisterschaft sind selten eine Symbiose eingegangen. Das ist in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen nicht anders – und dennoch. Massenhaft Meisterwerke? Doch irgendwie schon. Denn wo Andy wie immer zum Schreien aussieht, dürfen die anderen Popart-Artisten natürlich nicht nachstehen. „American Pop Art“ ist eine zusammengesammelte Ausstellung von Druckgrafik international berühmter Künstler. Heinz Beck (1923-1988) hatte tausende Blätter. Fast manisch trug der Düsseldorfer Rechtsanwalt sie zusammen, Originale sollen ihm zu teuer gewesen sein, eigentlich ein Witz, denn ein paar Millionen Euro stecken dennoch in der riesigen Sammlung, aus der die Oberhausener Museumsdirektorin Christine Vogt rund 140 Arbeiten für die Ausstellung auswählte.

Gleich im Entree finden sie sich zusammen, die großen Namen der Popkultur. Andy Warhols „Flowers“ (aus einer Mappe), Christos „50 Barrels“, auch Jasper Johns „Watchmen“ (Litho von 1967) und Allan Kaprows „Reifen“ von 1969, die ersten Multiples, dazu Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann, Mel Ramos. Ahnen Sie, was ich meine? Massenhaft meint tatsächlich massenhaft. Bringen Sie Zeit mit nach Oberhausen. Hoch geht’s in die erste Etage. Und das erste Highlight. Recht unvermittelt hängen sie da, die nackten Beatles. Richard Bernstein hat sich 1969 diesen Nude-Kracher geleistet. Da kommt auch Robert Rauschenbergs „Selbstporträt“ von 1965, eine kunstvoll gestaltete Farblithografie, nicht mehr mit. Wer es etwas spaciger mag, der ist auf der gegenüberliegenden Wand mit der Apollo-1970-Serie von Lowell Nesbitt gut bedient. Auf silbrigen Polyester gedruckt, schimmert da der noch berühmteste Fußabdruck im Sonnensystem, die schlanke Feststoff-Rakete und der nicht enden wollende US-amerikanische Fortschrittsglaube von damals. Bei Robert Rauschenberg sieht das etwas anders aus, Signs“ – eine Collage auch aus 1970, ist eher Vietnamkrieg-dominiert, und im selben Jahr wird „Earth Day“ eines der ersten Aktivisten-Plakate (Offset, Auflage: 10.500 + 50) überhaupt. Der Umweltschutz-Tag wurde in den USA zum ersten Mal am 22. April 1970 gefeiert von locker 25 Millionen US-Amerikanern. Und hier wird auch klar, wo die Differenzen zwischen den einzelnen Kunst-Drucken liegen, nämlich in ihrer gedruckten Anzahl. Daran orientiert sich natürlich auch der Preis und seine Wertstabilität und hier liegen auch die Versuchungen, dieses mathematische System zu hintertreiben. Gerade bei Mel Ramos und seinen poppigen Dauer-Pin-Ups für Werbekampagnen fällt auf, dass sie selten oder hoch nummeriert wurden. Denken wir nicht dran, freuen wir uns an Andy Warhols Soup, Liz und Marilyn, freuen wir uns an Roy Lichtensteins Comic-Intervention, mit der er den internationalen Kunstmarkt aufgemischt hat. In „Crak“ von 1964 sogar mit französischer Sprechblase. Das waren noch Zeiten, im Gegensatz zu seinen eher langweiligen „Interieurs“ der späten 1980er Jahre. Dann zum Schluss lieber eine Zigarre aus der „Dutch Masters Cigar Box“ (1970) aus Pappe von Larry Rivers oder lieber ein kleines Hähnchen aus Gießharz?

„American Pop Art – Meisterwerke massenhaft“ | bis 16.5. | Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen | 0208 412 49 28

PETER ORTMANN

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